Hewlett Packard iPAQ 914C Business Messenger

(02.09.2008 00:00 CET)

Hewlett Packard... ein Name, der den langjährigen Begleitern von Windows Mobile einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt. Unvergessen der iPAQ 3630, noch unter dem später "einfusionierten" Namen Compaq auf den Markt gekommen: Der erste "echte" Pocket PC, das erste Gerät mit einem XScale-Prozesser (der später Standard wurde). Sinnbild für Innovation und den Willen, auch gegen den Trend ein Produkt an den Markt zu bringen, von dem man überzeugt ist. In den Folgejahren gab es immer wieder Innovationen, die die Vorfreude auf einen neuen HP-PDA aufs Neue anfachen konnten.
Es lässt sich nicht genau festlegen, wann sich dies geändert hat, aber eines steht fest: Mehr und mehr sind die iPAQs in der Masse der Geräte untergegangen.
Trauriger Höhepunkt: der iPAQ 614, der sowohl vom Design als auch von der Umsetzung viel Kritik einstecken musste und so gar nicht in den Reigen der frühen iPAQs passen wollte.
Abgehakt... mit dem iPAQ 914C Business Messenger ist ein neues Modell - wenn auch deutlich später als ursprünglich angekündigt - auf den Markt gekommen und stellt sich unserem Test.

Und vorab: Es gibt Hoffnung. Auch wenn der 914C keinen Preis für Innovation oder Design gewinnen wird, er ist genau das, was er sein will: Ein omnipotentes Werkzeug für den professionellen Nutzer.
Alleine das Design lässt schon an einen Blackberry denken, und wer dann noch eines der aktuellen Geräte von RIM daneben legt, der wird deutlichste Designanleihen erkennen. Aus eigener Erfahrung: Dies ist gar nicht mal schlecht, denn für viele Entscheider zählt nicht die Funktionalität, sondern die Wirkung eines Gerätes. Blackberries kennen sie alle, Windows Mobile steht eher als Exot nicht ganz so im Fokus. Wenn das der Weg ist, die technologisch ausgereiftere und funktionalere Plattform zu promoten, dann gerne.

Im Detail: Der HP iPAQ 914C richtet sich an den Anwender, der viel unterwegs ist, Messaging-Dienste nutzt und nebenbei noch andere Anwendungen abdecken will.
Sein 2,46 Zoll 320*240-Display ist gestochen scharf und unter normalen Sichtverhältnissen hervorragend lesbar, nur in der prallen Sonne wird die Sicht deutlich eingeschränkt. Darunter befinden sich die beiden Hörertasten und die beiden Schultertasten, mit denen je nach Programm und Bedienschritt die entsprechenden Funktionen, die unten am Bildschirm angezeigt werden, ausgewählt werden können. Dazwischen ist das Steuerkreuz zur Menünavigation eingelassen. Auch wenn es so aussieht: Es ist kein Sensorrad, wie der iPAQ 614 es mitbrachte!

Ein wenig verwunderlich ist die Tatsache, dass die Mitte des Steuerkreuzes zwar zur Auswahl von Aktionen genutzt werden kann, im Gegensatz zu anderen Geräten aber ein langesdrücken auf einem Element nicht automatisch das Kontextmenü öffnet. Damit wird z.B. das selektive Löschen von Mails aus einer Liste unnötig verkompliziert.
Darunter befindet sich eine weitere Reihe mit Hardwaretasten, mit denen direkt die Termine, das Startmenü und die Mailkonten aufgerufen werden können.
Die Tastatur darunter ist - wie bei allen Geräten dieser Grösse - "nur" daumenbedienbar, besitzt aber durch die Rundung der Tasten ein deutlich besseres Tippgefühl als die vieler Konkurrenten. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase gehen auch längere Texte flott von der Hand, und im Vergleich zu einer Bildschirmtastatur (wie beim Samsung omnia SGH-i900 oder dem HTC Touch Diamond) ist die Trefferquote signifikant höher.
Will man eine Telefonnummer wählen, dann sind die Nummerntasten schnell durch ihre blaue "Doppelmarkierung" gefunden, Sonderzeichen wie deutsche Umlaute erhält der Benutzer durch Drücken der "SYM"-Taste.

Auf der linken Seite des Gerätes befindet sich oben die Wippe für die Lautstärkeeinstellungen, darunter eine Taste zum Aufruf der Sprachwahl. Auf der rechten Seite befindet sich ein Scrollrad, mit dem durch Listen gerollt und Einträge ausgewählt werden kann. Kleiner Kritikpunkt: Dieses Rad ist relativ billig gemacht, was sich vor allem an der Kraft definiert, die zum Drücken nötig ist, um eine Option auszuwählen. Das führt schnell dazu, dass man dabei mit der Hand an den Lautstärkeregler stößt und damit statt der Auswahl einer Option die Lautstärke verändert.
Strom- und Datenanschluss in Form von miniUSB befinden sich ebenso unter einer Plastikabdeckung wie der von außen zugängliche microSD-Slot. Schließlich ist am rechten unteren Teil des Gehäuses noch eine Taste für die Kamera, genau so angeordnet, dass sie wie der Auslöser einer Digitalkamera wirkt, wenn das Gerät im Querformat gehalten wird.

Ungeschickt gewählt ist der Sitz und die Ausgestaltung des Reset-Knopfes, der direkt neben dem Ein-/Ausschalter sitzt. Letzterer hebt sich nicht sonderlich vom Gehäuse ab, damit tendiert man dazu, ihn relativ fest zu drücken. Der Reset-Knopf wiederum ist nicht tief genug eingelassen und lässt sich so auch versehentlich durch festes Drücken mit dem Finger auslösen.
Ansonsten schlägt sich "der Kleine" hervorragend: Im Innern werkelt ein Marvell PXA270 Prozessor mit 416 MHz und schafft es, diese Leistung auch sprichwörtlich auf die Strasse zu bekommen. Es gibt keine Ruckler in den Menüs, keine Wartezeiten beim Start von Programmen etc., 128MB RAM und 256MB ROM lassen Platz für allehand Daten und Programme und damit gestaltet sich die Arbeit angenehm und effektiv.
Datenverbindungen per HSDPA/UMTS/GPRS sind angenehm schnell, auch Push-Email funktioniert klaglos, damit sind in Verbindung mit der Tastatur alle Funktionen vorhanden, die die Rolle "Business Messenger" verlangt. Wer fürchtet, dass das Surfen eine Qual sei bei dem kleinen Display, der kann beruhigt sein: Im Standard unbestritten, lädt man aber den Opera 9.5 (Stand 09/2008 als Beta-Version downloadbar) herunter, dann relativiert sich dies spürbar.

Das integrierte GPS ist ein nettes Beiwerk, aus dem aber nicht viel gemacht wird: Lediglich eine ältere Version von Google Maps ist an Bord (die beim Einschalten der Funktion "Mein Standort" meckert, diese Beta-Funktion sei nicht kompatibel mit dem Gerät). Da haben andere Anbieter wie beispielsweise Samsung oder HTC schon ganz andere Vorlagen gemacht. Nun bleibt in der Summe die Frage, ob die Kundenschicht, die HP mit dem 914C offensichtlich anpeilt, nicht sowieso ein Navigationssystem im Auto hat und das GPS eher zur schnellen Standortbestimmung nutzt. Der Navigon Mobile Navigator beispielsweise ließ sich dann zusätzlich ohne Probleme installieren und betreiben.
Erst einmal rundheraus positiv ist die Wahl des Akkus: Wo viele Hersteller die 1000mAh-Grenze gerade mal knapp erreichen, gibt sich HP noch lange nicht damit zufrieden: Ganze 1940 mAh Kapazität bringt der interne Akku mit, und damit auch bei Push-Mail-Nutzung und Telefonie sichere zwei Tage. Damit dürfte einer der hauptsächlichen Kritikpunkte an Windows Mobile in diesem Anwendungsbereich ausgeräumt sein.

Preis:

ca. EUR 500,- u.a.hier.

Fazit:

Ich bin bekannt dafür, dass ich HP auf Grund der Historie mag, und entsprechend präzise will ich mein Fazit formulieren:
Der iPAQ 914C macht genau das, was sein Name verspricht: Er ist ein Messaging-Gerät für all diejenigen, die immer schon einen Blackberry haben wollten, aber auf Grund der funktionalen Einschränkungen bisher davon Abstand genommen haben. Wer viel unterwegs Nachrichten schreiben muss, der wird hier sowohl auf Grund der Tastatur als auch wegen des Displays und der langen Akkulaufzeit fündig.
Wer ein Multimedia-Gerät mit dem Flair eines HTC Touch Diamond oder iPhone sucht, der sollte sich weiter umschauen. Das ist ganz klar nicht die Zielgruppe des 914C, dafür fehlt einfach die Fingerbedienbarkeit (die auf Grund der Displaygröße schon nicht sinnbringend umsetzbar wäre), die bunte Oberfläche, all das, was "moderne" Windows Mobile-Geräte heute einfach haben. Das ist nicht mal als Kritik gedacht: Der HP iPAQ 914C ist da ganz ehrlich und täuscht nichts vor, was er nachher nicht halten kann.
Ich gehöre sicherlich zum Teil zur Zielgruppe, und ich nutze den 914C gerne, wenn auch nicht unbedingt euphorisch. Eines aber zeigt er mir klar: HP kann noch Geräte auf den Markt bringen, die konkurrenzfähig sind, und so bleibt die Hoffnung, dass sie mit der nächsten Gerätegeneration (die den normalen Produktzyklen nach gegen Jahresende zu erwarten sein dürfte) wieder in der Oberliga mitspielen können.

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